Das Fünfte Gebot

DU SOLLST NICHT TÖTEN.

»Vielleicht wäre es ganz anders gekommen. Vieleicht wäre ich jetzt nicht hier« (Jacek Lazarz in der Todeszelle, aus Krzysztof Kieslowskis »Dekalog 5«)

Kein bekannteres als das Fünfte Gebot. Ein zur Menschheitsregel gewordenes Gottesgebot, das jedem geläufig ist, auch dem, dem es nichts gilt, und dem, der von Gott schon längst nichts mehr weiß. Das Gängige, Bekannte, Wohlvertraute ist im Zeitalter des Sensationsverschleißes, der mechanisierten Überraschungskultur das Triviale, das Schale, das Altersschwache. Doch davon kann beim Fünften Gebot keine Rede sein. Nichts an ihm ist abgedroschen. Es bleibt Merkmal des Barbarischen und Stachel im Fleisch der Zivilisation.

Das »Tötungsverbot« ist in den aktuellen Debatten stets aufs Neue präsent, in den Auseinandersetzungen um die Legitimität von militärischen Einsätzen und Waffengewalt, in den Kontroversen um die Sterbehilfe oder mit anderem Vorzeichen auf die Bestimmung des vorgeburtlichen Lebensrechts sowie – im erweiterten Sinn – in den Bemühungen um die Definition personalen Seins (und davon abgeleitet im Ringen um eine den heutigen und künftigen Möglichkeiten angemessenen »Bioethik«.) Was den Umgang mit dem vermeintlich Selbstverständlichen heute so schwierig macht und die Debatten nicht enden lässt, ist nicht die Gewaltsituation, die – einer Urszene gleich – die Menschheitsgeschichte bis in die Gegenwart unausrottbar begleitet, sondern die Unübersichtlichkeit, die sich wie ein Nebel über alles legt, was über das Ich und das Du, hinausgeht.
Weiterlesen... Laudatio von Corinna Kirchhoff

»Himmelverbot« (Erster Preis)

Regie: Andrei Schwartz, D/RO 2014; 1:26 St.

Himmelverbot ist ein Film über die Versuche eines Haftentlassenen wieder in der Gesellschaft anzukommen, ein Film über ein Leben mit Schuld, ein Film über das Verhältnis eines Filmemachers zu seinem Protagonisten.

Bild 1: Dieter Kosslick; Bild 2: Publikum in der Villa Elisabeth; Bild 3: Jurymitglied Peter Paul Kubitz und Andrei Schwartz