Das Zehnte Gebot

DU SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NÄCHSTEN WEIB, KNECHT, MAGD, VIEH NOCH ALLES, WAS SEIN IST.

»Wie geht es, dass jemand so wird? Dass er um jeden Preis Dinge besitzen will?« (Aus Krzysztof Kieslowskis »Dekalog 10«)

 

Das Vierte Gebot legt uns vielerlei Verpflichtungen auf, den Eltern gegenüber, den noch Lebenden und den schon lange Toten, aber auch uns selbst und unseren Kindern gegenüber. Der englische Schriftsteller und Künstler John Berger sprach kürzlich in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ von der Hoffnung, die in dieser zunehmend von Kriegen und Konflikten zerrütteten Welt, noch von Bestand ist: „Hoffnung ist zuerst und vor allem die Treue zu den Toten, zu dem, worauf sie hofften, was sie erlitten, was sie erkämpft haben. Hoffnung ist verbunden mit dem Gefühl der Komplizenschaft mit anderen, unzähligen anderen: mit den Lebenden, den noch Ungeborenen und den Toten, die alle gleichermaßen anwesend sind.“ John Berger sprach vor vielen Jahren auch einmal davon, dass das Kreuz für ihn ein Sinnbild sei für die Solidarität der Lebenden untereinander (die horizontale Achse) und die Verbundenheit der Lebenden mit den Toten, aber auch den noch nicht Geborenen (vertikale Achse). Man muss ihm in dieser eigenwilligen Auslegung des Kreuzessymbol nicht unbedingt folgen, aber sie gibt uns einen Hinweis darauf, worum es in diesem Vierten Gebot auch geht: Um die Verpflichtung, die uns erwächst aus dem, was unsere Eltern, Großeltern Vorfahren getan (und auch verbrochen haben) und die Verpflichtung, die sich gegenüber unseren Kindern und Kindeskindern ergibt. 
Weiterlesen... Laudatio von Corinna Kirchhoff

»Der Sieger in Dir« (Erster Preis)

Regie: Jan Bolender, D 2012; 60:00 Min.

Michael erkennt in einem Obdachlosen seinen alten Schultyrannen Niko wieder. Um sein Trauma zu überwinden, nimmt er den hilflosen Mann zu Hause auf. Doch nach kurzer Zeit wird Michael von seiner Vergangenheit eingeholt: Er fühlt sich von Niko bedroht und beginnt sich zu wehren ...


»Francos Erbe - Spaniens geraubte Kinder«
 (Zweiter Preis)

Regie: Inga Bremer, D 2016; 70:00 Min.

Clara (43) und Alicia (42) sehen sich vor die schwierigste Aufgabe ihres Lebens gestellt: Sie sind Betroffene in einem der größten Babyskandale der neueren europäischen Geschichte und auf der Suche nach ihren Familienangehörigen: Während der Gewaltherrschaft Francos in Spanien wurden die Kinder der politischen Gegner zwangsadoptiert. Bis in die 1990er Jahre hinein wurden Säuglinge direkt nach der Geburt ihren Eltern weggenommen, um sie zu verkaufen. 

»TAKE III«
(Lobende Erwähnug)

Regie: Eva Schmeckenbecher; D 2016; 03:13 Min. 

Die fixierte Kamera zeigt frontal von oben den immer gleichen Ausschnitt einer Resopaltischplatte. Diese ist Schauplatz der Interaktionen zweier Hände. Im Wechsel legen sich die Hände aufeinander, sie ziehen sich gleich wieder unter der jeweils oberen hervor, um diese sofort erneut zu überdecken. Die Aktionen werden vehement, mit Druck und fast gewalttätig ausgeführt.

Bild 1: Anne-Catherine Jüdes, Stiftung St. Matthäus; Bild 2: Die Preisträger Eva Sckmeckenbecher, Jan Bolender und Inga Bremer; Bild 3: Prof. Ludwig von Pufendorf