Das Neunte Gebot

DU SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NÄCHSTEN HAUS.

»Das Problem ist, wieviel man zum Leben braucht ... ich brauche bloß so viel!« (Aus Krzysztof Kieslowskis »Dekalog 9«)

 

Das Neunte Gebot scheint mit den beiden vorausgehenden Geboten und auch mit dem ihm nachfolgenden zu konvergieren. Und doch hat das oft so apostrophierte Habgierverbot seinen ganz eigenen Stellenwert, ja mehr als das: seine ganz besondere Aktualität in der heutigen Zeit – insofern nämlich, als in ihm nicht nur eine lebenspraktische Regel zum Ausdruck kommt, die sich an den Einzelnen wendet (sozusagen ein Appell an seine Affektkontrolle),  sondern eine prinzipielle, auch kollektive Haltung eingefordert wird, ohne die eine humane Lebensgemeinschaft nicht möglich wäre. Wobei zu betonen bleibt, dass dieses Humane, dieses Humanum, nicht unter Nützlichkeitsaspekten zu bestimmen ist, denn »das bloß Nützliche«, so Theodor W. Adorno, »ist verflochten in den Schuldzusammenhang, Mittel der Verödung der Welt, des Trostlosen.« Es geht also in diesem wie in den anderen Geboten auch um Schuld, Verfehlung und Unheil, d.h. aber auch um das, was diesem entgegengesetzt ist: das Gottgefällige oder für den, dem der Glaube und damit der Gottesbezug fremd ist, um das dem Menschen Zuträgliche, also um das, was seine Größe wie auch seine Grenzen bezeichnet – was dann allerdings auch heißt, dass sich die Gebote nicht auf ein Brevier menschlicher, allzumenschlicher Handlungsmaximen reduzieren lassen. 
Weiterlesen... Laudatio von Angelika Obert


»Kaukasische Rochade« (Erster Preis)

Regie: Ulrich Aschenbrenner, D 2008; 15:00 Min.

Im Zuge des gewaltsamen Konflikts um die Region Berg-Karabach fassen zwei Dorfgemeinschaften 1989 den Entschluss ihre Dörfer zu tauschen. Als jeweilige Minderheit fühlten sie sich in ihren Ländern nicht mehr sicher und anstatt sich dem Morden anzuschließen, praktizierten christliche Armenier und muslimische Aserbaidschaner wahre Ökumene und zogen jeweils in das 400 km entferne Dorf der anderen.

»Vom Wald her« (Zweiter Preis)

Regie: Juliane Ebner, D; 4:00 Min.

Der auf hundert Tuschezeichnungen basierende Animationsfilm »Vom Wald her« handelt vom Schicksal einer Familie, die in der Zeit des zweiten Weltkriegs erfahren muss, welche Abgründe sich auftun, wenn ein Haus nicht länger als geschützter Raum geachtet wird. Leid und Schuld als Folgen des Verlustes vor der Achtung des Daches reichen fühlbar bis in die dritte Generation.

Bild 1: Publikum im Martin-Gropius-Bau; Bild 2: Die Preisträger im Gespräch mit Bischof Ralf Meister und Jurymitgliedern Angelika Obert und Peter Paul Kubitz