Das Zweite Gebot

DU SOLLST DEN NAMEN DES HERRN, DEINES GOTTES, NICHT UNNÜTZ GEBRAUCHEN.

»Es schien mir so, als ob die Welt zerfällt. Alles schien verunstalteter und hässlicher. Es schien mir wie absichtlich, so als ob es mir nicht leid tun sollte. Und jetzt ...« (Aus Krzysztof Kieslowskis »Dekalog 2«)

Das Zweite ist das schwerste, und das bezieht sich weniger auf den aktuellen Zyklus des Filmwettwerbs zum Dekalog, der sich an den ersten Versuch vom Sommer dieses Jahres anschließt, sondern auf den Gegenstand selbst, das Zweite Gebot. Denn das Zweite Gebot des Dekalogs, das vielfach so bezeichnete Namensgebot, wird in den religiösen Traditionen und Bekenntnissen unterschiedlich »intoniert«. Dass mit ihm häufig das viel zitierte Bilderverbot assoziiert wird, für das in der altestamentlichen Überlieferung eher das Erste Gebot steht, macht die Sache auch nicht eben leichter. Aber: Hier sollen theologische oder religionshistorische Finessen außer Betracht gelassen werden, denn es geht um das immens schwierige Unterfangen, das »Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht unnütz gebrauchen« mit filmkünstlerischen Mitteln zu interpretieren. Dass die Regisseure der von uns prämierten Arbeiten diese Herausforderung mit Bravour gemeistert haben, stellte – eine weitere Schwierigkeit – die Jury wiederum vor das Problem, die Preisvergabe nach den üblichen Kategorien eines ersten, zweiten und dritten Preises vorzunehmen. Wir haben uns nach eingehender Sichtung und Bewertung schließlich dazu »durchgerungen«, muss man sagen, den ersten Preis zweimal zu vergeben und einer der eingesandten Arbeiten – von der Qualität den beiden anderen durchaus ebenbürtig – den zweiten Preis zuzuerkennen.
Weiterlesen... Laudatio von Corinna Kirchhoff

»Letzter Wille: Idylle« (Erster Preis)

Regie: Alice von Gwinner, D 2013; 12:50 Min.

Ein Blick in die Zukunft: In einem mittlerweile durch Monotonie gezeichneten Alltag verspricht ein neuartiges Serum einen Lebensabend in Harmonie als einzigen Ausweg. Anja sucht ihren.

»Im Wort – Im Bild – Im Klang« (Erster Preis)

Regie: Uschi Niehaus, D 2013; 03:23 Min.

In einer einzigen Einstellung ist eine weiß grundierte Leinwand zu sehen. Malgeräusche. Musik setzt ein: Bachs Prelude zur Cello-Suite Nr. 1, von der Ferdinand v. Schirach einmal sagte, in ihr läge eine, wenn nicht die ganze Welt...

»Das Zweite Gebot« (Zweiter Preis)

Regie: Marcel Neudeck; D 2013; 08:36 Min. 

Ein Zusammenprall von Glaubensinhalt und glaubensferner Gestik, eine Konfrontation des mahnenden Christus mit dem vor ihm flanierenden und photographierenden Publikum, der Ort: die Gedächtniskirche in Berlin.

 

Bild 1: Uschi Niehaus; Bild 2: Marcel Neudeck; Bild 3: Alice von Gwinner; Bild 4 Publikum in der Vila Elisabeth